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Entstehung der Kieslagerstätten*)

Kiesentstehung
Entstehung der Kieslagerstätten

Die Kieslagerstätten verdanken ihre Entstehung den Geschehnissen während des Pleistozäns (geologische Zeitepoche vor etwa zwei Millionen Jahren bis 10 000 v.Chr.).

Während der Eiszeiten hatten sich mehrfach enorme Eismassen von Skandinavien nach Süden vorgeschoben. Einer dieser Eisvorstöße erreichte sogar den Raum von Erfurt (Elsterglazial). Südlich der Eisfront herrschte "sibirisches" Klima, das eine intensive Verwitterung der Gesteine bewirkte.

An den Talhängen des Thüringer Waldes entstanden gewaltige Mengen von Gesteinsschutt. Zu Beginn jeder Kaltzeit fielen in unserem Raum starke Niederschläge in Form von Regen. Sie lösten starke Erosions­prozesse und Transportströme von verwittertem Gestein aus. So transportierte auch der Fluß Gera große Mengen an Gesteins­schutt stromabwärts. Bei seiner Reise im Fluss wurde dieser ursprünglich scharfkantige Schutt zerkleinert, zerrieben und gerundet. Felsbrocken verwandelten sich in Kiesgerölle und feinen Sand, die bei nachlassender Strömung in den Talniederungen in Form von Kies- und Sandbänken im Flussbett wieder abgesetzt wurden. Nach und nach wuchsen diese Bänke zu einer breiten und immer dicker werdenden Schotter­fläche zusammen, die sich heute als Nieder­terrasse an der Gera entlang zieht. Die Mächtigkeit der abbauwürdigen Kiessande bewegt sich dabei zwischen fünf und 15 Metern.

Die Niederterrasse teilt sich im nördlichen Teil der Stadt Erfurt in einen östlichen und in einen westlichen Strang:

  • fossiles Geratal (Stotternheimer Talzug)
  • rezentes Geratal (Elxleben-Kühnhäuser Talzug).

Die Stränge sind durch sehr unterschiedliche Kiesmächtigkeiten gekennzeichnet.

Im südlichen Teil des Stadtgebietes, d.h. zwischen Steiger und Ausläufer der Fahner Höhe, beträgt die Kiesmächtigkeit in der Gera­niederung maximal fünf Meter. Sie steigt mit der Verbreiterung in der Geraniederung im Keuperbereich und mit großer Wahrscheinlichkeit durch den Kreuzungs­punkt zweier tektonischer Elemente bedingt sehr schnell an und errreicht im zentralen Stadtgebiet in einer etwa rheinisch NNE - SSW verlaufenden Rinne bis zu 20 Meter.

Zwischen dem Gebiet des Johannesplatzes und dem Bahnhof Erfurt-Nord zeichnet sich ein Schwellen­gebiet mit Kiesmächtigkeiten um fünf Meter ab. Etwa ab Bahnhof Erfurt-Nord beginnt die Aufspaltung der Niederterrasse in einen östlichen und in einen westlichen Strang. Der östliche von der Gera verlassene Strang verläuft mit erneut etwa rheinischer Richtung auf Stotternheim zu. Im Raum Stotternheim werden Kiesmächtigkeiten von maximal zwölf Meter erreicht. Im Raum Haßleben verringert sich die Mächtigkeit unter acht Meter. Der westliche Strang verläuft in nordwestlicher Richtung mit Kies­mächtigkeiten zwischen vier und sechs Metern.

Die Kiese bestehen zu etwa 60 bis 70 Prozent aus Quarzporphyr­material des Thüringer Waldes und zu 30 Prozent aus Kalkstein­material. Den Rest bilden sonstige Trias- und Rotliegend­sedimente, Quarz und nordisches Material.

Da nur widerstandsfähiges Gestein diese Verfrachtung überstand, besitzen die so entstandenen Kiessande eine gleichbleibende Güte, eine hohe Festigkeit und auch eine gute Widerstandskraft gegen Frost.


*) aus Putschkus, F.: Die ingenieurgeologischen Verhältnisse im Stadtgebiet von Erfurt, Diplom-Arbeit 1975, unveröffentlicht